So eingesperrt in der AirBnB Wohnung realisierten wir, dass eine Weiterreise unrealistisch ist. Es war nicht primär der Virus, der uns Sorgen machte, sondern die ungewisse Zukunft in Argentinien. In diesem Land sind mindestens 40% ohne fixe Arbeitsstelle und die Gefahr des Staatsbankrotts ist hoch. Am 21. März fragte uns die Schweizer Botschaft per Mail, ob wir Interesse an einem Rückflug haben. Ohne zu wissen, wann dieser sein wird, meldeten wir uns für so einen an.
Werden wir es bis Buenos Aires schaffen? Mit einem vollgepackten Auto und leichter Nervosität fuhren wir von Bariloche Richtung Las Grutas und Bahia Blanca. Nachdem wir die erste Polizeikontrolle überstanden waren wir etwas zuversichtlicher. Doch bereits nach der Tankstelle fuhr uns erneut ein Polizeiauto hinterher. Wir zeigten die Dokumente, erklärten unsere Route und durften über eine Landstrasse weiterreisen. Bei der dritten Polizeikontrolle waren sie erstaunt plötzlich vier Touristen in einem Auto zu sehen. Schnell zogen sie die Masken und die Gummihandschuhe an, um sich vor uns zu schützen. Der Chef wurde angerufen und nach einem längeren Hin und Her eskortierte uns ein Polizist mit seinem Auto durch das Dorf. Ihnen ging es also darum die Dörfer zu schützen, durch die wir reisten.
Regelmässig fuhr ein Sicherheitsbeamte mit seinem Motorrad um unsere AirBnB Unterkunft, um zu kontrollieren, ob wir uns an die Regeln halten und das Haus nicht verlassen. Die einzigen die uns besuchten waren zwei Hunde, eine Katze und ein Hase. Joggen und Spazieren waren nicht erlaubt. Am 25. März erhielten wir die Erlaubnis, dass jemand von uns einkaufen darf. Ich stand fast eine Stunde in der Schlange vor dem Supermarkt und wurde an der Kasse erneut von der Polizei kontrolliert. Dennoch war ich froh über die kurzfristige Rückgewinnung meiner Freiheit, schliesslich war mir dank dieses Einkaufs erlaubt das Haus zu verlassen.
Nach und nach erhielten wir von der Schweizer Botschaft Dokumente, welche uns die Reise von Bariloche nach Buenos Aires ermöglichten. Der Präsident von Argentinien hat eine Ausgangssperre im ganzen Land verordnet, neben den Auslandflügen wurden auch die Inlandflüge sowie Busfahrten gestrichen. Reisen ist nur noch mit einer offiziellen Bewilligung möglich. Zum Glück haben wir ein Auto gemietet und konnten so den weiten Weg an den Flughafen in Buenos Aires über den Landweg antreten.
Nach über 23 Stunden Fahrt, zehn Polizeikontrollen und drei Polizeieskortierungen durch argentinische Dörfer kamen wir schliesslich in Buenos Aires an. In der Hauptstadt wurde sogar unsere Temperatur kontrolliert. Zum Glück war diese trotz tropischen Temperaturen im normalen Bereich. Erleichtert erholten wir uns in einer Unterkunft in der Nähe des Flughafens, um am nächsten Morgen den Flug anzutreten. Wir wurden von den Mitarbeitern der Schweizer Botschaft begrüsst. Es war komisch auf der Anzeigetafel nur einen Edelweiss Flug nach Zürich zu sehen, alle anderen Flüge wurden abgesagt.