TREKKEN UND ENTDECKEN IN PATAGONIEN

February 26, 2020

„Sprich mit den Leuten vor Ort und du kriegst bestimmt noch Zeltplätze im Nationalpark Torres del Paine, in der Hochsaison.“ Dieser Rat ist Gold wert. Die acht Übernachtungen für das neuntägige Trekking rund um das Torres del Paine Massiv haben mein Partner und ich daher vor Ort, in Puerto Natales organisiert. Drei Tage haben wir uns auf das Trekking vorbereitet. Wir kauften Trockenfrüchte, Nüsse, Polenta, Fideli, Couscous, Suppen, Haferflocken, Kondensmilch und Schokolade ein. Weil wir nur Tagesrucksäcke hatten mussten wir extrem effizient packen und auch einige Mahlzeiten in den Unterkünften vor buchen. Unsere zwei Rucksäcke füllten wir mit Essen, Wasserflaschen, einem Zelt, einer grossen Schlafmatte, Schlafsäcken, einer Pfanne, zwei Gaskartuschen mit Aufsatz und einem Löffel. Pro Person nahmen wir je ein Paar Ersatzsocken, vier Unterhosen, ein T-Shirt, eine Ersatzhose, eine Regenjacke und ein Faserpelz mit. Nicht zu vergessen die Wanderstöcke zur Entlastung der Knie sowie guter Regen- und Sonnenschutz. Angeblich erblinden in Patagonien sogar Schafe. 

Wie bereitet man sich auf ein neuntägiges Trekking vor?

Wenn die Laune im Regen versinkt

Am dritten Tag wurde meine Liebe zum Zelten auf die Probe gestellt. Es regnete den ganzen Tag. Zudem stellten wir im Wald unser Zelt ziemlich ungeschickt auf. Sobald ein Wind aufkam, entluden die Bäume jeweils den in ihren Blättern gesammelten Regen direkt über unserem Zelt. Weil unser Zelt so klein war, mussten wir schliesslich neben unseren durchnässten Jacken einschlafen. Am nächsten Tag standen wir früh auf und liefen im Dunkeln mit unseren Stirnlampen los. Während dem Anstieg zur Laguna de los Tres dämmerte es bereits. Der berühmte Fitz Roy wurde von sich stets bewegenden Wolken geziert. Eine wunderschöne Stimmung. Ich will noch mehr Sonnenaufgänge in den Bergen sehen!

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Was ich im Nationalpark Torres del Paine gelernt habe

Bereits zu Beginn schmerzten die Schulterblätter und die Hüften, weil die Tagesrucksäcke nicht für dieses Gewicht (ca. 15kg) gemacht sind. Nachdem wir unsere Rucksäcke tauschten ging es besser. Jeder Rücken, respektive jeder Körper ist anders und gemeinsam ist man stärker. So ein Trekking ist nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch zwischenmenschlich. Schliesslich kann man bei einer Auseinandersetzung nicht einfach davonlaufen oder sich in einen anderen Raum zurückziehen. Mein Partner war also ständig meinen Launen ausgesetzt, besonders wenn ich Hunger hatte. Zum Glück bläst der Wind in Patagonien alle Mücken und andere Sorgen weg.

Nach diesem Trekking zog es uns weiter nach Argentinien. Mit dem Bus fuhren wir nach El Chaltén und wanderten nach einer holprigen Taxifahrt im Regen los. Völlig durchnässt kamen wir im Camping Piedra del Fraile an. Nach einer kalten Nacht im Zelt strahlte mich am nächsten Morgen die Sonne an. Die Wanderung bergauf, zum Base Camp Piedra Negra war schwer zu finden und anstrengend. Die Erkältung, die ich mir eingefangen habe, bremste mich ebenfalls. Ich hatte Mühe die wunderschöne Aussicht zu geniessen. Gerne wäre ich noch weiter bergauf gewandert, um den dahinterliegenden Gletscher zu bewundern. Leider bremste mich mein Körper.

Ich beklage mich hier über etwas Regen und ein nasses Zelt. Die Selknam und weitere Völker, welche ursprünglich in Patagonien wohnten, bekleideten sich lediglich mit Fellen von Guanakos. Ganz im Süden lebten die Wassernomaden Yaganes, welche sogar im eiskalten Wasser nach Meerestieren tauchten. Krass wie kälteresistent die waren! Während ich mit meinem Rucksack unterwegs bin, bin ich ebenfalls für eine kurze Zeit eine Nomadin. Ich spüre den Regen, den Wind und die Sonne auf meiner Haut. Hier in den Bergen finde ich die Natur, wie sie ursprünglich war. Zum Glück gibt es noch Orte auf der Welt ohne grossen menschlichen Einfluss. Unsere Aufgabe ist es, diese so gut wie möglich zu schützen.

Auf der Spur der Urbevölkerung von Patagonien

Wenn der Körper schwächer ist als der Wille